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Eins Es regnete wie in Strömen. Das sonst so ruhige Meer peitschte jetzt mit all seiner Kraft gegen die Klippen. Helena kniete am Rande dieser Klippen, eingehüllt in ihre Robe, die schwarz und mit rot-goldenen Mustern bestickt war. Weinend stand sie vor dem Grab ihrer älteren Teressé. Sie konnte es einfach nicht fassen, dass man Teressé gestern tot am Strand von Kataris aufgefunden hatte. Helena erinnerte sich noch genau an gestern. Teressé wollte eigentlich zum Tempel, doch als sie am Abend immer noch nicht zurück war machten sich ihre Eltern sorgen und ließen nach ihr suchen. Und als die Sucher kamen und eine reglose Gestalt in den Händen hielten wusste Helena was passiert war. Von diesem Augenblick an hatte sie sich geschworen den Mörder ihrer Schwester zu finden. Helena war groß. Sie hatte grüne Augen die sehr gut zu ihrem roten Haarschopf passten, der jetzt durch den Wind in ihr Gesicht geweht wurde. Helena sah mit verweinten Augen zu wie die Seeleute am Hafen versuchten soeben eingetroffene Schiffe festzubinden. Sie riss die Augen auf als sie erkannte wer mit den Schiffen gekommen war. Sie lief über die jetzt klitsch nasse Wiese und als sie am Hafen war konnte sie kaum noch Atmen. Sie konnte es kaum erwarten ihren Cousin wieder zu treffen. Wie lange hatte sie ihn schon nicht mehr getroffen?, überlegte sie. Doch bevor sie auch nur darüber nachdenken konnte stand er auch schon vor ihr. Liam war ein großer Mann, seine langen, schwarzen Haare waren gelockt und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden damit sie nicht immer in sein Gesicht hingen. Mit strahlenden Augen sah sie zu ihm auf. Sie hatte ihn schon immer bewundert. „Liam…“, keuchte sie den der Lauf hatte sie erschöpft. „Cousine bist du es? Wie lange ist das jetzt her das wir uns nicht mehr gesehen haben?“, er lächelte sie an und die Kälte die der Regen verursacht hatte war für Helena vergessen. „Ich weiß es nicht.“, entgegnete sie. Er sah das sie zitterte und sagte freundlich: „Komm lass uns zum Palast gehen ich habe einen riesen Hunger und du solltest dich besser umziehen sonst wirst du noch krank.“ Gemeinsam machten sie sich auf dem Weg zum Palast. Helena warf hin und wieder einen Blick auf ihren Cousin und konnte es gar nicht fassen wie sehr er sich verändert hatte. Damals, als sie noch klein waren spielten sie jeden Tag miteinander im Palastgarten. Seine Mutter gab ihn zu ihrer einzigen Schwester, Helenas Mutter, da sie schwer Krank war und sich nicht um Liam kümmern konnte. Liams Vater war schon vor seiner Geburt gestorben und als später auch noch seine Mutter an dem Fieber starb das sie hatte, musste er die Stelle als Herrscher über Longardia übernehmen und zurück in seinen Heimatort Segeln. Seither haben sie sich nicht mehr gesehen. Helena war damals neun gewesen und Liam fünfzehn. Inzwischen waren fünf Jahre vergangen und Helena war nun vierzehn. Liam hatte inzwischen Geheiratet und hatte zwei Kinder. Sein ältester Sohn, Konstantin, war nun schon fast fünf und Serpin, sein jüngster Sohn, drei. Helena drehte sich zu ihm und fragte: „Ist deine Familie auch dabei? Ich möchte sie gern mal kennen lernen.“ Liam lächelte: „Ja, sie ist dabei. Meine Frau hat noch viel zu tun auf dem Schiff also kommt sie später nach.“ Es hatte aufgehört zu regnen und sie erreichten nur das große Tor das vor dem Palast in die Höhe ragte. An beiden Seiten standen riesige Statuen von Drachen aus Gold, das Wahrzeichen von Helenas Familie. Als kleines Kind hatte sie dort immer „Drachenreiterin“ gespielt als Liam fort war. Hin und wieder hatte sie auch das Gefühl gehabt das die Drachen echt seien und sie ansahen. Heute wusste sie jedoch das das nur die blühende Fantasie eines Kindes war. Trotzdem erinnerte sie sich gern an diese Zeit zurück. Liam lächelte als er den Palast sah. Zusammen traten sie in die große Einganshalle. Als Helenas Mutter sie sah fing sie fast an zu weinen. Als sie auf sie zukam hatte sie feuchte Augen und umarmte Liam als sei er ihr eigener Sohn. „Liam..“, hauchte sie, „Es ist so schön dich wieder zusehen. Geht es dir gut? Wie geht es deiner Familie?“ Er war so überschüttet von Fragen das er erst gar nicht antworten konnte und das brachte Helena zum kichern. Schließlich antwortete er und erwiderte ihr Umarmung: „Es ist auch schön dich wieder zu sehen. Mir und meiner Familie geht es gut.“ Alyssa lies von ihm ab und Liam fing an sie zu mustern. Alyssa war dünner geworden ihr langes, blondes Haar war mit einer Schnur zu einem straffen Zopf zusammengebunden und hing über ihren Rücken. Ihre braunen Augen, die sonnst immer so voller Lebensfreude gewesen waren, waren nun von Trauer gezeichnet. Liam folgte ihr als sie mit einer Handbewegung zu einem kleinen Raum zeigte. Liam sah sich um. Das Zimmer war nicht wirklich groß doch das Mobiliar war sorgfältig gewählt worden damit der Raum nicht noch kleiner wirkte. Ein kleiner Tisch stand in der Mitte und rundherum hatte man Stühle aus Elfenbein aufgestellt die sich nur wirklich Reiche Leute kaufen konnte. Liam setzte sich und sah auf als sein Ziehvater ins Zimmer kam. Man sah deutlich, dass Helena mehr nach ihrem Vater kam. Wotan war groß und sein Haar so rot wie das von Helena in das sich einige Strähnen weiß dazu mischten. Der einzige Unterschied war das Wotan graue Augen hatte. Er war in eine schwarze Robe gehüllt wie seine Frau und seine Tochter und seine Augen waren gerötet vom vielen weinen doch als Prinz von Kataris musste er sich zusammen reißen. „Liam, schön dich zu sehen. Hattest du eine gute Fahrt?“, seine Stimme klang rau und heißer doch er lächelte Liam an als es das sagte. Er nickte. „Helena.“, Alyssas Stimme hallte durch den Raum, „Du bist ja klitsch nass! Komm geh und zieh dir was Trockenes an!“ Helena murmelte etwas Unverständliches und verlies das Zimmer. Liam wandte seinen Zieheltern das Gesicht zu: „Wo ist eigentlich Teressé? Ich möchte sie gerne begrüßen!“ Niemand in Raum sagte ein Wort und Liam sah wie Wotan Alyssa einen kurzen Blick zu warf die inzwischen wieder in Tränen ausgebrochen war. „Sie…“, Wotan brach ab. Er seufzte schwer und als er nun sprach war seine Stimme einigermaßen ruhig: „Sie ist tot…“ Liam stieß einen Laut aus der nach Verzweiflung klang: „Aber…! Wie?“ Wotan schüttelte den Kopf: „Wir wissen es nicht!“ In Liams Kopf drehte sich alles. Er konnte das soeben gehörte nicht richtig begreifen. Er ballte die Hände und murmelte: „Ich werde diesen Dreckskerl finden der das war!“ Ohne es zu ahnen besiegelte er einen alten Schwur den auch Helena unwissendlich geschworen hatte. Wotan sah nicht gerade begeistert aus, als es Liams Worte hörte und warf einen Flüchtigen Blick zu seiner Frau. „Du hast sicher Hunger und umziehen solltest du dich besser auch!“, Wotans Stimme riss Liam aus seinen Gedanken. „Ja..“; murmelte er ohne es überhaupt zu bemerken. Tesseré war tot, rief er sich ins Gedächtnis, und ich werde den Mörder finden. Er zuckte zusammen als Wotan ihm die Hand auf die Schulter legte. „Komm.“ Als sie wieder in die Eingangshalle traten ging es dort drunter und drüber. Liams Familie war eingetroffen und hatte sozusagen den ganzen Hausrat dabei. Er schmunzelte. Schließlich entschied er sich dafür zu seiner Frau zu gehen. Eilis war kleiner als Helena jedoch fast fünf Jahre älter . Ihre Augen waren fast schwarz und sie hatte langes, braunes Haar. „Liam, Schatz.“, sie lächelte als sie dies sagte den es war überall bekannt das Liam und Eilis aus Liebe geheiratet hatten. Er küsste sie und als er sich wieder seinen Ziehvater zuwandte redete der schon munter mit seinen zwei Kindern. „Es ist aufregend hier zu sein…“, Konstantins Worte überschlugen sich beinahe so aufgeregt war er. Serpin grinste nur den richtig reden konnte er noch nicht. „Du hast wundervolle Kinder, Liam! Weißt du das? Pass gut auf sie auf und natürlich auch auf deine Frau!“, Wotan grinste. Er führte Liam in einen nahe gelegenen Raum. Liam kannte den Raum nur zu gut. Er, Helena und Tesseré verbrachten die Tage, an denen es Regnete und somit unmöglich war raus zu gehen, hier drinnen. Jetzt standen auf dem langen Tisch Brot, Wein, Obst, Fleisch und andere gute Speisen. Er setzte sich und in diesem Augenblick kam Helena herein. Sie trug ihr Haar offen und um ihren schlanken Hals trug sie eine Kette aus Bernstein einen Mond darstellte und es sah so aus als fehlte ein Stück. Ihr Kleid war Purpur und mit einem Gürtel, den sie um ihre Taille gebunden hatte, festgehalten. „Helena, komm und setz dich neben mich!“, Liam winkte ihr zu und wies auf den Stuhl neben sich. Als sie sich setze bemerkte er den Schmerz in ihren Augen. Auch er vermisste Tesseré wirklich sehr doch Liam war kein Mensch der seine Gefühle gerne zeigte. Tröstend legte er seine Hand auf die ihre und als sie aufsah glitzerten Tränen in ihren Augen. Er hatte keine Ahnung was er sagen könnte und deshalb ließ er es bleiben. „Warum sie..?, hauchte Helena, „Warum nicht ich..?“ Er seufzte: „Würde das einen unterschied machen wen du an ihrer Stelle gestorben wärst?“ „Ja…! Ich müsste jetzt nicht um sie weinen!“ „Sieh mal, wenn du gestorben wärst dann würde sie um dich trauern.“ Helena sprang auf: „Dann will ich eben jetzt sterben!“ Weinend lief sie aus dem Raum. Wotan und Liam sahen sich an. „Ich geh ihr besser hinterher! Ich will nicht auch noch meine andere Cousine verlieren!“ Wotan nickte. Bestimmt hatte Liam recht damit Helena jetzt nicht alleine zu lassen. Die Eingangshalle war nun Menschenleer. Liam sah den Gang hinauf und hinunter nirgends konnte er Anzeichen von Helena erkennen. Plötzlich viel ihm ein das die Eingangstür vorher geschlossen war. Er ging ein paar Schritte darauf zu und als er vor ihr stand bemerkte er, dass es wieder angefangen hat zu Regnen. „Mist!“, zischte er als er aus dem Gebäude trat. Er zog sich seine Kapuze tiefer ins Gesicht und machte sich auf den Weg Helena zu suchen. Helena rannte immer weiter. Sie wusste nicht wo hin das einzige war nur weg von allen anderen. Der Regen wurde stärker und Hämmerte wie wild gegen ihr Gesicht. Ihre Hände brannten vor Kälte doch umdrehen wollte sie jetzt nicht. Sie rannte immer weiter bis sie plötzlich vor dem Grab ihrer Schwester stand. Sie blinzelte um die Tränen zu unterdrücken doch dann viel sie mit einem lauten Schluchzer auf die Knie. „Oh Tesseré! Warum musstest du mich verlassen? Warum so früh? Wir wollten doch gemeinsam nach Longardia segeln um Liam zu besuchen! Und jetzt hast du mich verlassen…!“, ihr versagte die Stimme und sie konnte nichts anderes mehr als Weinen. Ihr Gewand war inzwischen schon vom Regen durchgeweicht doch sie kümmerte sich nicht darum. Wen sie erfrieren sollte wäre ihr das ganz recht. Als sie den Blick auf das Meer richtete, tauchte der Mond gerade am Horizont auf. Helena fuhr mit dem Finger über ihre Kette. Ihre Großmutter hatte sie ihr geschenkt mit den Worten: „Eines Tages wirst du die richtige Person treffen die die Sonne tragen wird“. Bis jetzt war sie dieser Person noch nicht begegnet und sie war neugierig darauf was passieren wird falls sie es tat. Mit einem tiefen seufzen stand sie auf. Der Regen peitschte ihr wie wild ins Gesicht als sie einen kleinen Pfad entlang der Klippen einschlug. Der Pfad war sehr eng und durch den Dauerregen nass und rutschig. Helena musste sich an Ästen festhalten um nicht hinzufallen. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor als sie endlich den Hafen erreichte. Die Schiffe waren fest vertaut damit der Wind sie nicht auf die offene See treiben konnte. Helena ging am Steg entlang und beobachtete die wenigen Fische die sich im Wasser tummelten. Der Regen lies langsam nach als Helena das Ende des Steges erreicht hatte.